Vanuatu Tanna

Mythisches Vanuatu

Insel Tanna – Port Vila
Wer weiss, wo die Ripublik blong Vanuatu liegt? Bis 1980 wurden dieses 1176 km lange Y-förmige Archipelago mit ca. 82 Inseln Neue Hebriden genannt und von den Franzosen und Engländern gemeinsam (chaotisch) regiert. Vanuatu bedeutet „unser Land“ und liegt ca. 800 km westlich von Fiji. Die besondere Schönheit Vanuatus sind die freundlichen Menschen mit ihrer mythischen Kultur und die schöne, unberührte Natur. Bislama-Englisch ist die gemeinsame Sprache der verschiedenen Stämme Vanuatus, die etwa 105 verschiedene Sprachen vereinigen. Fast jeder spricht zudem englisch oder französisch.

Die kleine Insel Tanna im südlichen Vanuatu liegt eigentlich nicht direkt auf unserem Weg. Sie gilt aber als eine der schönsten Inseln Vanuatus. Es lockt der aktive, leicht zu erreichende Vulkan Mount Yasur, der grüne tropische Wald, aber vor allem auch die traditionell lebenden Menschen, die sich von der westlichen Kultur losgesagt haben und zur Tradition ihrer Väter zurück kehrten (ohne Kannibalismus).

Nach unserer Ankunft frühmorgens in Tanna geniessen wir ein ausgiebiges warmes Frühstück, bevor wir mit unserem Dingi (Beiboot) zum schwarzen Strand hinüber fahren. Die Inselbewohner strahlen uns an, stellen sich mit ihrem Namen vor und heissen uns mit einem Handschlag herzlich willkommen. Sie zeigen uns, wie sie in heissen Quellen kochen, wo sie die Wäsche waschen und in welchen mit warmen Quell- und Meerwasser gefüllten Felsmulden wir baden dürfen.

Auf dem Weg zum Schiff zurück, besuchen wir eine Schweizer Yacht, die hier auch vor Anker liegt. Bruno und Helene laden uns zu einem späteren Drink ein. Tatsächlich hat aber Helene einen leckeren Limonen-Kuchen gebacken, den wir sehr geniessen und Yanik meint anschliessend, dass er sich jetzt mal wieder so richtig voll gegessen hätte!

Am nächsten Morgen rasen wir auf der Ladefläche eines Pick-Ups (Kleinlastwagen) 2 Stunden lang über holprige Naturstrassen quer über die ganze Insel nach Lenakel zum Einklarieren. Die Fahrt alleine ist es Wert, dass wir alle mitgehen. Der Wald ist üppig, riesige Banyan Bäume beeindrucken uns, wir rasen über ein grosses Aschefeld am Fusse des sehr aktiven Vulkanes Mt. Yasur. Im Gegensatz zu Fiji macht hier das Einklarieren geradezu Spass. Die Behörde ist sehr freundlich, Immigration und Zoll teilen sich ihr Büro, so müssen sie lediglich die Büroplätze wechseln. Der Quarantäne-Officer bringt die erforderlichen Formulare gleich selber zu uns ins Restaurant, da er uns nicht zu viele Umstände bereiten wolle. Auf dem Markt decken wir uns mit einem grossen Korb voll süsser Mandarinen ein, schauen am Strand den jungen Frauen zu, wie sie Kochtöpfe mit Sand reinigen, Bast von Stecken schaben und zu ihren traditionellen Jupes knüpfen und geniessen das muntere „Stadt“-Leben

Zurück in Port Resolution lädt uns Stanley, der Sohn des Häuptlings zu einem Fest im Nachbardorf ein. Vier Jünglinge sind reif für ihre erste Rasur, was am Mittwoch gross gefeiert werde. Am Mittwoch packen wir also einen Sack voll Geschenke ein und besuchen das Dorf, welches ein wenig abseits im Wald ist. Die Menschen wohnen in einfachen Hütten aus Pandanus- und Kokospalmenmatten. Es gibt ein Haus, das als gemeinsame Küche und Vorratskammer dient und wo das beste Rindfleisch der Welt im Dachgebälk hängt. Mitten im Dorf steht die Wasserpumpe, mit frischem Quellwasser. Hühner gackern, Schweine grunzen, Enten watscheln mit ihren Küken umher und Hunde, die alle friedlich nebeneinander bei den Menschen leben.

Rhythmischer Gesang setzt ein, alle Frauen stellen sich in die Reihe, bringen laut singend ihre Geschenke den auf den Boden blickenden Jünglingen und schütteln ihnen die Hand. Angeregt unterhalte ich mich mit den Frauen auf den aus Pandanus-Blättern kunstvoll geflochtene Matten. Wir essen riesige, süsse Grapefruits und später ein eigens für uns im Erdofen gegartes, zartes Ferkel mit Taro-Gemüse auf Tellern aus Kokospalm- und Bananenblättern. Es schmeckt herrlich. Bald spielt die Musik auf, d.h. Gitarre und Blecktrommel, alle tanzen, singen und klatschen und wir haben alle grossen Spass. Hier fühle ich mich tatsächlich wie im Paradies. Zu schnell ist das Fest vorbei. Am späten Nachmittag gehen alle eingeladenen Dorfnachbarn und Yachties miteinander lachend nach Hause. Andi wird von Stanley zu einer Kava Zeremonie am Abend eingeladen, was eine grosse Ehre ist, Andi aber nicht sehr freudig stimmt. Ich als Frau bin zum Glück von jeglicher Kava Zeremonie ausgeschlossen.. Die Wurzeln werden hier von den Kindern vorgekaut und in einen Napf gespeuzt. Nur Männern ist es erlaut, Kava fertig zubereiten und sich daran zu betäuben. Dies obwohl die Legende erzählt, dass eine Frau die Wirkung dieser Pflanze entdeckt hatte. Kava hatten wir schon in Tonga ausprobiert, damals einer „geschützten“ Touristen-Atmosphäre in einem Hotel, wo wir ungeniert aufhören durften Kava zu trinken, bevor die grosse Schüssel leer war . Dies wäre sehr unanständig bei einer privaten Zeremonie. Das Kava schmeckte damals sehr erdig und erinnerte mich eher an Schlamm aus dem Sandkasten als an ein Genussmittel. Schon nach zwei Kokosnussschalen voll Kava war uns mehr übel, als dass wir eine beruhigende Wirkung verspürt hätten. Einzig die Zunge fühlte sich so betäubt an, als ob wir beim Zahnarzt gewesen wären. Stanleys Einladung abzulehnen, wäre also sehr unfreundlich, so schickt sich Andi wohl oder übel hinein. Doch er erklärt Stanley vorher, dass er befürchte nicht mit der Menge mithalten zu können, was dieser versteht. Andi meint später, dass das Kava hier wesentlich besser im Geschmack gewesen sei und er in lockerer Atmosphäre dieses Getränk genossen habe.

Immer noch ist das Wetter regnerisch und kühl. Für unseren Ausflug auf den Vulkan Mount Yasur benötigen wir einen einigermassen wolkenfreien Himmel. Mount Yasur ist ein aktiver Vulkan, der aber ungefährlich und einfach bestiegen werden kann.. Am Samstagabend ist es endlich soweit. Stanley hat für alle Yachties einen Pick-up organisiert und ein junger Fahrer fährt in halsbrecherischer Fahrt durch den Wald hinauf zum Krater. Die letzten 100 Meter müssen wir zu Fuss gehen. Tatsächlich speit Mt. Yasur Feuerfunken und brennende Massen hoch, dunkle Rauchwolken steigen in den Himmel, es grollt, zischt und bebt. Ein wirklich beeindruckendes Spektakel für uns alle. Gerne wäre ich noch stundenlang dort oben verweilt.

Leider müssen wir zwei Tage später Abschied nehmen von diesen herzlichen Menschen und einem Bijou von einer Insel. Wir wollen das gute Segelwetter nutzen und nach Port Vila, dem Hauptort Vanuatus auf der grössten Insel Efate segeln. Diese 24 Segelstunden bringen uns wieder perfekten Wind von achtern, aber auch wieder hohen Wellengang, der diesmal sogar dem Autopiloten zu schaffen macht. Um überhaupt einigermassen in der Koje liegen zu können, liege ich quer drin und stemme mich mit den Beinen an die Wand. Im Arm halte ich den kleinen, schlafenden Floris, damit er nicht bei jeder Welle in die Luft zu hopst und rutscht und einigermassen ruhig schlafen kann. Andi hält die ganze Nacht im Cockpit Wache, Fabien sucht sich seinen Platz im Salon, während Yanik friedlich in seiner Koje döst.

Wieder kommen wir am frühen Morgen an. Vor uns liegt die kleine Stadt, die letzte für lange Zeit, in der wir die Möglichkeit haben, feine europäische und vor allem französische Essvorräte zu kaufen. Auf die frischen Baquettes und ungesalzene Butter freue ich mich besonders.

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